Weihnachtsmärchen: Momo

Das HEINE-Weihnachtsmärchen inszeniert vom Theaterkurs 11

Was versinnbildlicht abgelaufene Zeit besser als die Zeitung von Gestern? In seiner Inszenierung von Michael Endes „Momo“ beeindruckt der S1er Theaterkurs unter der Leitung von Herrn Pehlke mit einem originellen Bühnenbild: Eine antike Szenerie, hergestellt aus alten Zeitungen, bestückt mit Kuckusuhren, ebenfalls aus Zeitung.

Hier hat zunächst Nadine Logmani als Gigi Fremdenführer ihren Auftritt: Minutenlang verharrt sie in einer eingefrorenen Pose – stillstehende Zeit – und trägt dabei, wie alle weiteren Darsteller*innen auch, ein Kostüm, das ebenfalls aus alten Zeitungen gefertigt ist. Allein Momo trägt kein einziges Stück Zeitungspapier an sich, sie ist das unschuldige, aber verlorene Mädchen, das am Ende die Machenschaften der „Zeitdiebe“ von der „Zeitsparbank“, die den Menschen Zeit – Lebenszeit – stehlen, aufdecken wird.

Die Inszenierung ist eine Koproduktion des Theaterkurses mit zwei Kunstkursen von Frau Bruchhäuser. Ihr 10er Kurs hat die Kostüme aus Zeitung entworfen und hergestellt, der 8er Kurs hat Requisiten gebastelt. Aus diesen Synergien ist ein sowohl vom Bühnenbild und den Kostümen als auch von der schauspielerischen Leistung her hervorragendes Stück entstanden.

Melina Isenthal verkörpert die von den Zeitdieben unberührte Momo mit einer souveränen Natürlichkeit, die sich auch von den scheinbar plausibelsten Rechenspielen des Zeitsparkassenvertreters (Henry Voß) nicht einlullen lässt. Meister Hora (Ari Nett) ist ein würdevoller Hüter der Zeit.

Die Zeitdiebe erscheinen zunächst nur als Schatten in der papiernen Szenerie, hier ist der Einsatz der Technik hervorzuhaben – das Spiel mit Schatten und Lichtern, das das gesamte Stück durchzieht und vorantreibt, erfordert ein präzises Timing, das Julius Kubitz und Lene Heine perfekt meistern.

Kassiopeia, die weise Schildkröte, wird als Grafik in einen Kreis in der Mitte der Bühne projiziert, in dem auch die Schatten der Zeitdiebe erscheinen. Sarah Abdullah verleiht ihr ihre Stimme – so professionell, dass man es auch für eine bereits eingesprochene Aufnahme halten könnte.

Die Geschichte von „Momo" wurde am HEINE als Weihnachtsmärchen inszeniert. An zwei Tagen wurde das Stück vormittags für die Viertklässler der umliegenden Schulen aufgeführt und am Abend des letzten Schultages vor den Ferien in einer für diesen Termin erstaunlich gut besuchten Aufführung in der Pausenhalle.

Eine außergewöhnliche Aufführung mit vielen beeindruckenden visuellen Elementen, die zeigt, welch positive Synergien in fachübergreifenden Projekten entstehen können!

Kl