Am Dienstag, den 19.10.21, kam Dirk Steffens in unsere Schule und hielt einen Vortrag für den Jahrgang 10. Steffens ist ein Dokumentarfilmer und Moderator, vielen bekannt aus TerraX. Auf seinen Reisen durch die Welt, sieht er viele spektakuläre Bereiche unserer Erde, aber eben auch, wie diese sich verändert. Leider ist diese Veränderung nicht unbedingt positiv. Darüber und über einige andere Themen haben die Zuhörer des Vortrags einiges erfahren.
Steffens Filme befassen sich hauptsächlich mit der Umweltzerstörung, um die Menschen darüber aufzuklären, was eigentlich alles schiefläuft auf unserem Planeten. Das ökologische Gleichgewicht auf unserer Erde ist extrem wichtig für die Menschen, um zu überleben. Die Pflanzen und Tiere, die hier leben, sichern auch unser Überleben. Allerdings hat auch die Erde nicht unbegrenzte Ressourcen, um der Menschheit alles zu ermöglichen.
Viele werden vermutlich schon von dem „ökologischen Fußabdruck“ gehört haben. Unsere Erde hat 12 Milliarden Hektar Fläche und es gibt etwa 7,5 Milliarden Menschen. Jeder Mensch dürfte also nicht einmal 2 Hektar verbrauchen, damit die Ressourcen reichen. Bei unserem momentanen Verbrauch benötigten wir aber 1,5 Erden, um die gesamte Nachfrage abzudecken. Was auch auffällt, ist, wie unterschiedlich dieser Hektarverbrauch verteilt ist. In Deutschland z.B. verbrauchen die Menschen im Durchschnitt 4 Hektar, in Asien nur 0,7 Hektar.
Zum Klimathema gehört natürlich auch der Klimawandel. Doch ist das wirklich unser größtes Problem? Nein! Dirk Steffens zufolge ist das größte Problem tatsächlich das Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten. Wenn eine Art ausstirbt, kann man es sich vorstellen, wie, wenn eine Schraube an einem lebenswichtigen Gerät rausgedreht wird. Und irgendwann geht es einfach kaputt. An sich ist das Aussterben einer Art ein normaler Prozess, aber eben nicht in solchen Massen. Es gab insgesamt schon fünf Massenaussterben und aktuell befinden wir uns in dem sechsten. Es sterben pro Tag etwa 150 Arten aus. Seit 1970 sind zusätzlich etwa 60% in jeder Art einfach ausgestorben. Wenn man die aktuelle Situation mal mit dem Aussterben der Dinosaurier vergleicht, was mehrere Jahrhunderte gedauert hat, ist es also ganz schön schnell. Das Problem hierbei ist, dass es mehrere Millionen Jahre dauert, bis sich die Art halbwegs wieder erholt hat. Es gibt verschiedene Gründe, warum es ein sechstes Massenaussterben gibt. Durch die technische Entwicklung geht alles sehr schnell und dieses Tempo der Veränderung ist ein riesiges Problem. Auch die Klimaerwärmung zählt natürlich dazu. Dadurch tauen z.B. Eisschollen oder Permafrostböden. Das sind Böden, die sehr tief in der Erde gefroren sind. Diese Böden verhindern das Verrotten von Pflanzen. Wenn sie jetzt schmelzen, können die vorher im Eis eingefrorenen Pflanzen ganz leicht verrotten. Es stinkt, weil eine Menge Methan freigesetzt wird. (Methan ist übrigens 25mal schädlicher als CO2.) Wenn dieses Methan in unsere Atmosphäre gerät, ist es eigentlich egal, ob wir noch CO2 ausstoßen, so schädlich ist das. Das weltweite Ziel sind 2°C Erwärmung, um unsere Erde und die hier lebende Artenvielfalt zu behalten. Aber selbst dann würden wir 25% der Arten verlieren, soweit ist das Aussterben schon fortgeschritten.
Ein weiteres Problem ist Plastik. Selbst an Orten, an denen noch kein Mensch war, liegt Müll und nicht gerade wenig. Es existieren etwa 400 Millionen Tonnen Plastik, das wäre ein Güterzug von Poppenbüttel bis zum Mond und wieder halb zurück, also sehr weit. Das Problem an Plastik ist, dass es sich langsam in winzigste Teilchen zersetzt und diese dann im Organismus landen. Dirk Steffens erklärte, dass es vermutlich keinen einzigen Menschen mehr gibt, der kein Plastik in seinem Organismus hat. Das nächste Problem ist das Palmöl. In unglaublich vielen Produkten ist Palmöl und das muss ja auch angebaut werden. Hierfür werden viele Wälder abgeholzt, in etwa ein Fußballfeld großes Stück pro Sekunde. Es leben allerdings zwei Drittel aller Arten im Wald, die sich jetzt ein neues Zuhause suchen müssen und vor allem auch Nahrung zum Überleben.
Viele Arten sterben, weil es einfach zu viele sind und gleichzeitig viel zu viel ihres Lebensraumes einfach zerstört wird. Von der gesamten Fläche, die mittlerweile landwirtschaftlich genutzt wird, kommen etwa drei Tonnen Ackergifte im Jahr. Diese Gifte töten Insekten, die wir aber brauchen, damit z.B. Früchte an Bäumen wachsen.
Die Biomasse ist seit 1989 um 75% gesunken. Was viele glauben, ist, dass die Honigbiene sehr stark bedroht ist, aber das ist sie gar nicht. Viele andere Insekten sind viel stärker in Gefahr, deshalb sollte man in seinen Garten auch nicht nur Pflanzen für Honigbienen pflanzen, sondern für alle Insekten, erklärt Steffens. Es gibt sogar schon Prototypen von Roboterbienen, weil die Wissenschaftler davon ausgehen, dass die Fluginsekten alle aussterben. In einigen Regionen wird schon von Menschenhand bestäubt, weil dort keine Insekten mehr existieren.
Doch bringt es überhaupt etwas, wenn wir was machen? Ja! Ein sehr berühmter Film von 1959 namens „Die Serengeti darf nicht sterben“ (er hat übrigens einen Oskar gewonnen) zeigt, was ein Bauprojekt im Serengeti-Nationalpark anstellen hätte. Die Herdenwanderung wäre nämlich komplett zerstört worden. Und tatsächlich wurde das Bauprojekt gestoppt. Jetzt leben im Nationalpark sogar mehr wilde Tiere als noch 1959. Auch der Walbestand hat sich erhöht, durch das Walfangverbot, ebenso wie der Bestand der größten Katze der Welt, die einen intensiven Schutz zum Überleben genießt. Man sieht, dass richtige Entscheidungen helfen können. Aber was können wir persönlich machen? Erst einmal: keine einfachen Antworten akzeptieren! Immer prüfen, wie viel Wahrheit dahintersteckt. Als Beispiel: Fliegen ist nicht nur schädlich, sondern auch wichtig. Manchmal muss man die Vor- und Nachteile abwägen und dann zu einem persönlichen Schluss kommen. Der zweite Punkt ist die Ernährung. Rinder produzieren ebenfalls Methan, die Landwirtschaft hat einen Anteil von 15% an der Krise, Fliegen und Internet zum Beispiel nur jeweils 2%. Der Fischbestand hat sich weltweit seit 1970 halbiert, durch den riesigen Fang. Außerdem kann man alltägliche Dinge ändern, wie mit dem Fahrrad zur Arbeit oder Schule fahren, die Heizung nicht immer anhaben oder überlegen, wo wir in den Urlaub fahren und ob das in jeden Ferien sein muss. Auch die Regierungen können etwas ändern. Studien zeigen, dass Frauen mit Zugang zu Bildung deutlich weniger Kinder bekommen als Frauen ohne Bildung. Das ist wichtig, damit nicht so viele Menschen auf unserer Erde leben, die schon jetzt nicht mehr reicht. Es gibt auch das Pariser Klimaabkommen. Allerdings gibt es bisher keine Bestrafung bei Missachtung und deshalb hält sich kaum einer daran. Zum Schluss noch ein schöner Satz von Dirk Steffens, um zu erklären, warum Klimaerwärmung nicht das größte Problem ist: „Der Klimawandel entscheidet, wie wir leben, aber das Artensterben entscheidet, ob wir leben.“
Mila Hesse, 10/4
Foto: ©Dirk Steffens, Oliver Roetz