"Es war eine ganz andere Kultur"

Interview mit Inga, die für drei Monate in Kanada war

Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, obwohl du jetzt eigentlich Schluss hättest.

Inga: Kein Problem

Du warst jetzt drei Monate nicht in der Schule, wo bist du gewesen?

Ich war in Kanada.

Und wo genau?

In Winnipeg, das ist ganz im Süden.

War dein Aufenthalt dort eine gute Erfahrung?

Ja, auf jeden Fall! Es war irgendwie eine ganz andere Kultur.

Wie hat sich diese „andere Kultur“ bemerkbar gemacht?

Die Menschen sind zum Beispiel viel höflicher. Für mich war es dann auch eine gewisse Schwierigkeit, diese Höflichkeit auf Englisch auszudrücken. Wenn die Leute da ihre beste Freundin getroffen haben, umarmen sie sich nicht wie hier, sondern sagen einfach nur „Hallo“. Dort waren alle ein bisschen verschlossener.

Würdest du von dir aus sagen, dass sich dein Englisch deutlich verbessert hat?

Also ich selber denke, es ist immer noch so schlecht wie davor, aber meine Gastfamilie meinte, es sei besser geworden.

Fandest du es gut, in einer Gastfamilie zu wohnen?

Ich glaube, in einem Internat wäre es besser, wenn man seine Gastfamilie nicht mag oder nicht so gut mit ihr klarkommt. In meiner Gastfamilie war es okay. Mit Monika (Austauschpartnerin Anm.d.Red.) hatte sich das eigentlich ziemlich gut getroffen.

Freust du dich schon, wenn Monika nach Deutschland kommt?

Ja, denn ich will ihr unsere Kultur zeigen. Sie kocht zum Beispiel sehr viel und dann kann ich ihr hier zeigen, was wir so kochen und vielleicht kocht sie dann zuhause in Kanada was davon, so dass die ganze Familie was von ihrem Aufenthalt hat.

Zurück zu deinem Aufenthalt in Kanada, was war dein schönstes Erlebnis?

Dass ich die Nordlichter gesehen habe. Davon kann man aber leider keine Fotos machen.

Ist die Schule in Kanada anders als hier in Hamburg?

In Kanada kann man seine Fächer frei wählen, also man muss nicht irgendwas machen, was man überhaupt nicht kann. Die Schwierigkeitsstufen kann man auch wählen. In Mathe zum Beispiel gibt es vier Schwierigkeitsstufen. Die niedrigste ist Basic und wenn du AP hast bist du am besten.

Findest du die Schule dort oder hier besser?

(denkt kurz nach)Ich würde lieber da zur Schule gehen. Aber hier ist es natürlich viel anspruchsvoller, da verlangen die überhaupt nichts von dir. Du bekommst auch keine mündlichen Noten, also brauchst du dich auch nicht zu melden. Aber ich glaube, hier lernt man mehr.

Findest du drei Monate waren genau die richtige Zeit oder wärst du gerne länger oder kürzer dagewesen?

Ich finde, drei  Monate waren perfekt. Ich hatte auf jeden Fall kein Heimweh. Aber in der letzten Woche habe ich erst angefangen, Freundschaften aufzubauen und das war dann ein bisschen spät.

Das ist ja schade. Wie bist du eigentlich zu diesem Austauschplatz gekommen?

Hier in der Schule wurden ja die Austausche von der Behörde vorgestellt, erst für Australien, aber dafür war ich noch zu jung und wenig später konnte man sich dann für den Kanada-Austausch bewerben und ich fand das Angebot ziemlich cool, auch wegen der Natur Kanadas und dem Indian Summer und den Ahornblättern. Außerdem ist es nicht so weit weg wie Australien und an Australien hat mich auch ein bisschen gestört, dass die Jahreszeiten vertauscht sind.                                         Schon von unserer Schule sind nicht alle weitergekommen, die dann überhaupt eine Bewerbung schreiben durften. Nachdem  ich meine Bewerbung abgeschickt hatte, wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.

Würdest du das weiterempfehlen?

Ja! Auf jeden Fall. In Kanada sollten wir Austauschschüler auch noch mal den Kanadiern sagen, wie toll das ist und dass sich mehr bewerben sollen.

Bewerben sich mehr Deutsche als Kanadier?

Ja, die Chance, dass man genommen wird, ist nicht so groß. Aber ich dachte, ich bewerb´ mich einfach mal, auch wenn die Chance sehr gering ist, aber wenn man sich nicht bewirbt ist die Chance ja gleich null. Man sollte auf jeden Fall nicht enttäuscht sein, wenn man nicht genommen wird, das heißt nicht, dass man schlecht ist.